Kurzgeschichtenwettbewerb des Literaturkurses AG19

Veröffentlicht am: 11.05.2021

Kurzgeschichtenwettbewerb des Literaturkurses AG19

Kurzgeschichtenwettbewerb des Literaturkurses AG19

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ (Albert Einstein)

Wenn Einstein es sagt, dann muss es stimmen! Und so machte sich der Literaturkurs der Jahrgangsstufe 12 unserer gymnasialen Oberstufe daran, kreativ und phantasievoll im Rahmen eines Kurzgeschichtenwettbewerbs zu arbeiten. Die Siegergeschichten und weitere ausgewählte Texte gibt es hier zu lesen:


Die Siegergeschichte:

Die Nachtschicht

von TamanaSadiqi

Es war drei Uhr morgens. Ich hatte nur noch vier Stunden Zeit, um meine Schicht zu beenden. Ich ging zu den Patienten, noch hatte niemand Selbstmord begangen oder einen Selbstmordversuch unternommen. Als ich das letzte Glas Cola getrunken hatte, betrat die Polizei mit zwei Sicherheitsdiensten und einem Teenagerdie Station. Ich habe dem Nachtschichtarzt Bescheid gegeben und in fünf Minuten waren wir alle an einem Tisch. Der persische Name wurde auf das Papierarmband des Teenagers geschrieben. Er starrte müde und lustlos auf den Tisch. Der Arzt hat mir mit dem Kopf gezeigt, dass wir anfangen können. Ich habe ihm auf Persisch gesagt: „Sie erhalten gleich ein Beruhigungsmittel, damit Sie tief und fest schlafen können. Morgen werden der Stationsarzt und ein Ärzteteam mit Ihnen sprechen. Haben Sie noch Fragen?“

„Hast Du Nachtschicht? Wo ist Sekandar?“, hat er gefragt. Ich sagte „Hier gibt es niemanden mit diesem Namen.“

„Du lügst. Er ist der Wächter von der neunten Reihe. In diesem Polecharchi*. Sei vorsichtig, okay? Er kommt immer mit vier Leute. Zweimal in der Woche, die haben mit mir was gemacht. Guck mal, er ist noch vor der Tür“, hat er gesagt.

Dann roch es einmal nach Urin und Kot. Ich habe es ihm gesagt.

„Niemand stört sie jetzt. Wir alle beobachten sie.“

Er stand mit der gleichen Lethargie wie zuvor auf und mit einer schneller Bewegung schlug er den Stuhl zum Fenster.

„Ich habe sie nicht getötet. Sie sprang selbst vor mein Auto.“

Die Sicherheitsdienste banden ihn ans Bett. Er weinte und schrie: „Zieh meine Hose nicht aus, zieh meine Hose nicht aus.“

*Das Gefängnis von Kabul


Dein Satz war mein Erfolg

von Charlotte Leismann

Da war es, das Tor, das alles entschieden hat. Lina guckt auf ihre Fans, die ihren Namen schreien und jubeln. Sie ist der neue Superstar. Auf dem Weg zu dem Mannschaftsbus warten hunderte Fans auf sie und wollen Autogramme und Selfies mit ihr.

11 Jahre zuvor:

„Mama, Mama, ich will anfangen Fußball zu spielen, kannst du mich in einem Verein anmelden?“ fragt Lina. „Fußball? Das ist doch was für Jungs!“ sagt die Mutter darauf. Lina ist enttäuscht, aber schafft es doch irgendwie ihre Mutter nach ein paar Tagen von der Idee zu überzeugen. Lina entwickelt eine Leidenschaft zu ihrem neuen Hobby und hat damit auch Erfolg. Sie und ihre Mannschaft steigen von Saison zu Saison auf, sodass das Gewinnen schon fast süchtig macht. Ihre Eltern und Freunde sehen die Freude in Linas Augen, die sie hat, wenn sie Fußball spielt und unterstützen sie vollkommen.

„Lina, warte kurz“ ruft Jana. Lina dreht sich um und wartet auf eine Reaktion von Jana. „Ich wollte dir nur noch einen Tipp als deine Freundin geben. Wenn du wirklich ein Mädchen sein willst, hör in Zukunft auf Fußball zu spielen und geh lieber tanzen oder“ sagt Jana. Lina verstummt und läuft traurig davon. Dieser Satz von Jana hat sich in Linas Gehirn gebrannt, sodass Linas nächste Antwort bei der Frage, was sie denn für ein Hobby habe, nur noch unsicher mit „Fußball“ lautet. Aber als Lina bemerkt, wie viel Spaß am Fußballspielen sie doch hatte, konnte sie auch nicht der Satz von Jana aufhalten, weiter zu machen und ihren Träumen zu folgen.


Der wichtigste Tag

von Alice Friedinger

Michaaa, kommst du?!“

Hab ich was vergessen, fragt er sich. RWE spielt doch erst in zwei Stunden… Wenn ich aber nachfrage, dann ist sie sauer.

„Marie darf nicht zu spät kommen! Wir fahren schon mal vor, komm nach!“ fief sie hinterher. In seinem Kopf stellt sich nur die Frage: setzte ich auf 2:1 oder auf 3:1?

„Jaja“ antwortet er abwesend.

Er zieht sich sein Trikot an und macht sich auf den Weg in die Kneipe.

„Mama, Mama, gleich ist mein Auftritt. Wo ist er, wo ist er?“

Das kann er ihr nicht antun. Marie hat sich solange darauf vorbereitet. Alle Familienväter sind hier und gucken ihren Töchtern zu. Anstelle rennenden Männern auf einem Rasen zuzuschauen, sind sie hier.

„Micha, Micha, irgendwas hast du doch vergessen“, denkt er sich, „wo sind denn all die anderen?“ fragt er sich. An so einem wichtigen Tag müssten sie doch alle hier sein. Was soll wichtiger sein als der heutige Spieltag?

Marieeee


Brainout

Von Rene Dzikpor

Wie lange noch??? Schon ewige Stunden verbrachte ich in diesem Zug und langsam wurden mir die Menschen um mich herum lästig. Es ist nicht so, dass ich soziale Kontakte vermeide, aber es nervt mich ihnen stundenlang zuzuhören. Ich analysiere sie ganz genau. Stunde für Stunde wurden sie lästiger,da wäre der ältere Mann,der nur davon redet,was er noch alles in seinem Leben hätte besser machen sollen. Dann war da noch diesernervige Student neben mir, der die ganze Zeit über irgendwelche politischen Sachen redete, die keinen interessierten und dieser merkwürdige Teenager, der jede Minute eine andere Geschichte erzählte, als hätte er sowas wie eine gespaltene Persönlichkeit. Sie redeten viel und ich analysierte. „Warum hältst du deine Tasche so fest an dir. Hast du da deinen Verstand drinnen?“ fragte der Student und alle starrten mich an. „Nein“ seufzte ich. „Gib doch mal sagte er und wurde etwas aufdringlich. „Nein“ wiederholte ich bestimmend. „Stimmt das, was man über dich sagt?“ fragte er. Ich schwieg, langsam hatte ich echt keine Lust mehr auf die Fahrt. Der alte Mann sagte:Wenn ich in deiner Lage wäre, würde ich auswandern“. Ich wusste was ich damit machen würde, aber ich schwieg weiterhin und schaute aus dem Fenster. Gerne hätte ich mich umgesetzt, aber es war nirgendwo ein Platz frei. Diese Fahrt wäre angenehmer, wenn ihr wirklich bei mir wärt, wie sehr sehnte ich mich jetzt in diesen Moment nach euch. Wie lange noch? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. „Möchten sie noch was trinken?“ fragte mich die Zugkellnerin im weißen Kittel. „Nein! Verschwinden Sie! Sie kommen immer unpassend“. Der Teenager sagt zu mir „weißt du wir sind uns sehr ähnlich“ und schaute mich durchdringend an. „Nein sind wir nicht“ seufzte ich genervt“. Der Teenager starrte mich weiter an. „Doch sind wir und du kannst es nicht leugnen“. „Ach lass mich doch“ gab ich wieder und starrte weiter stur aus dem Fenster. Ich hörte ihm nicht weiter zu, obwohl er noch mit mir sprach. Plötzlich erkannte ich ihre Gesichter nicht mehr. Merkwürdig,nachdem ich meine Augen gerieben hatte,konnte ich ihre Gesichter wieder klarsehen. Ich war wohl erschöpft, dass es langsam meinen Geist angriff. „Sie müssen was trinken!“ wiederholte die Kellnerin . „Verschwinden Sie“ sagte ich laut und sie haute erschrocken ab. Ich war so in Gedanken vertieft, dass Ich garnicht mitbekommen habe, dass es draußen schon dunkel wurde. Hmh, gerade war es doch noch hell. Ich zuckte zusammen, was ist denn eigentlich mit meinen Augen los?Ich konnte die Menschen um mich herum wieder nicht erkennen. „Sie müssten jetzt was trinken!“ Die Kellnerin ist anscheinend zurück. „Lassen sie mich“schrie ich. Sie hielt mich ganz fest und schaute mir tief in die Augen. „Ich sagte, lassen Sie mich!..Hallo , hallo ? Wo sind denn alle? Sind alle ausgestiegen? Panisch blickte ich um mich herum. Es saß nur eine alte Dame mir gegenüber. „Entschuldigen Sie, könnten Sie mir sagen, wo alle sind?“ fragte ich sie. Sie ignorierte mich und strich mir durchs Haar.„Meine Tochter du bist alt geworden, du siehst so hübsch aus“ Was ?! Wie bitte?„Du musst jetzt was trinken“ sagte die Kellnerin, du musst jetzt deine Antidepressiva und Neuroleptika nehmen.


Kurzgeschichte

von Leon Braslavski

Viertel vor gestern haben wir gerade auf der Uhr und Olga ist immer noch nicht zurück. Sergeys Magen bedauert es sehr, dass er es getan hat, das war ein Fehler. Vielleicht hätte er es ja anders irgendwie rüberbringen sollen, oder ihn doch einfach rausbringen sollen.

Sergey sitzt vor sich hin und kratzt sich am Kopf, doch sein Gehirn bleibt passiv und die Nachrichten berichten auch nichts über Olga. Sergey fehlen die Worte, wie lange Olga schon abwesend ist, doch wären die Worte da, würde es wahrscheinlich in die Hose gehen, oder sollte vorhin doch lieber Sergey gehen? Jedenfalls ist dies eine vermuggelte Situation, denn Sergey weiß nicht, wie er überleben soll. Er wühlt sich mühevoll durch den Dschungel von Küchengeräten, doch verläuft sich nur. Er kann nur eine gefundene Sache, die von Nutzen sein kann identifizieren, einen sehr verlockenden Bieröffner, doch Sergey weiß, dass er es sich eigentlich nicht erlauben darf. Sergey schaut verzweifelt aus dem Fenster, doch versteht immer noch nicht, wie es so weit kommen konnte, weit und breit keine Olga, er schaut auf die Uhr, doch der Blick geht ins Leere, der Blick geht wahrscheinlich in seinen Magen, denn dieser ist leer. Er läuft quer durch das Haus, doch keine Olga, jedoch Staub, der schon wie Wüstenbälle durch das Haus rollt. Es ist still, ganz genau wie in derWüste.

Sergey hört von irgendwo das altbekannte Geräusch, das eine Geräusch, wo er aber meistens noch etwas vor Augen hat. Es ist ein Kampf ums Überleben, er verhungert bald in der Wüste und seine geliebte Olga steht ihm nicht zur Hilfe, denn sie ist fort, über alle Berge. Sergey fühlt sich entsetzt, am Ende seiner Kräfte, er folgt dem Geräusch, dem einen Geräusch, wo er ein Bild vor Augen hat. Er kommt immer näher und glaubt seinen Augen nicht. Das Sofa ist besetzt. Die Situation eskaliert….


Holger Barking (Mai 2021)

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